Spurenkreis

Kunst in all ihren Facet­ten & Genre, braucht einen Raum! Einen Raum um geschaf­fen wer­den zu kön­nen, einen Raum um zu erschei­nen und sich zu ent­fal­ten, einen Raum um mit den Men­schen in Ver­bin­dung tre­ten zu kön­nen… Das ist der Spurenkreis. Kunst hin­ter­lässt Spu­ren der Men­schen, im Kreis der Schaf­fen­den & der Betrach­ter liegt Begeg­nung… Dies ist ein Raum der Begegnung. Ent­de­cken Sie die ver­schie­de­nen Spu­ren, fin­den Sie sich ein, betrach­ten, hören und lesen Sie.

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Essays, Von der Liebe Schönheit & Schmerz

Vom Abschied

Das Leben ist voller Leid und in den Beziehungen zu Menschen kommt es früher oder später zu einem Augenblick, da man für immer voneinander Abschied nehmen muss! Ob durch den Tod oder das Leben – die Trauer über den Verlust ist stets unermesslich, besonders wenn uns nicht die Möglichkeit gegeben wurde sich wirklich zu verabschieden, bewusst und begreiflich, fassbar und endgültig. 

Wie sehr empfindet man die Tatsache sich nicht verabschieden zu können, doch als Last, von der man meint, sie würde einen das ganze Leben begleiten! Es ist als würde beim Abschied, wer auch immer es sei, eine schwere Last zurückgelassen, die wohl im Herzen und im Geiste wohnt, auf das man das Leben und den langen Heilungsprozess des Verlustes aufnehmen kann.

Anders herum, also eine Trennung ohne Lebewohl, wenn ein Mensch herausgerissen wird aus unserem Leben, verhält es sich so, als würde man eine Last mit sich führen, voller Wehmut durch das Leben wandeln und im Herzen irgendwie unfrei sein! Und ist es nicht sogar so, dass ein Teil von einem selbst immer noch in der Vergangenheit weilt, an jenem Ort, wo man meint die Trennung habe stattgefunden, herumirrend, wartend auf die Rückkehr des Menschen und ständig in Angst und auf der Suche!

Man sagt die Zeit heilt auch solche Wunden, ich aber glaube nicht an eine Heilung in diesem Fall, sondern in Wahrheit gerät der Schmerz über das Verlorene nur in Vergessenheit und formt sich zu einem Stein, der anfangs nur ein Kieselstein ist, bald jedoch zu einem verkrusteten Brocken wird, der im Innern Gefühl und Verstand belastet und durch das ganze Leben hindurch, zu einem Stein des Kummers und der Tragik wird und dabei sowohl die eigenen Handlungen für das Leben, als auch das Miteinander auf eine Weise berührt und erfüllt, die nur noch mehr Leid und Trauer erzeugen.

Ich glaube, solch ein Abschied ist für alle Menschen eine Last, die daran Beteiligung erfahren:

Der Verlassene bleibt in Tränen und allein zurück.

Der, der verlassen hat, irrt weiter ahnungslos durch das Leben, entweder andere Menschen verletzend, im Innern immer weiter ersterbend oder ständig rastlos fliehend – auch wenn sie es als Befreiung empfinden in jenem Augenblick, da sie sich selbst fortgerissen haben!

Kann eine solche Beziehung jemals tiefgründig gewesen sein und wahrhaftig?

Ein verzweifelter, verletzender Gedanke, der mich aber von diesen zum Abschied fortführt und darum schweige ich dazu für den Augenblick – an anderer Stelle dazu mehr.

Wie sehr bereuen wir es, uns nicht verabschiedet zu haben oder wenn man ohne ein Wort verschwindet!

Im Tod, das wissen wir alle, kann es nicht genug Abschied geben, denn auch wenn man es sich von ganzem Herzen wünscht, der entschlafene Mensch ist fort von dieser Welt, in der wir leben, weit auf der anderen Seite des Ufers, in einem fernen Reich, das nicht von dieser Welt, in der Ewigkeit ist. Dennoch glaube ich, das es ein Segen sein kann, wenn man den Sterbenden vor seinem Tod noch einmal sehen darf und wenn auch Ratlosigkeit und Trauer, Schock und Verzweiflung, uns alle Kraft, alle Fähigkeit zum Denken, jegliche Klarheit nimmt und wir es nicht verstehen, so gibt es uns doch ein Gefühl des Abschieds, auch wenn so vieles noch im Raum steht, das zu sagen wir uns wünschen. Wir bleiben mit der Gewissheit zurück, dass es so etwas wie einen Abschied gegeben hat und es gibt uns Trost – ein wenig zumindest!

Anders ist es, wenn ein Mensch ohne Warnung, ohne Vorahnung, ohne irgendein Zeichen, aus seinem Leben gerissen wird und man erschrocken, verwirrt und ratlos, zurückbleibt. Warum sonst wird der Ort des Todes so oft von den Hinterbliebenen aufgesucht und wird zu jenem Platz, von dem ich ja oben bereits sprach! Wir wünschen uns dann, nur noch einziges Mal Lebewohl sagen zu können.. Doch im Tod ist es uns nicht vergönnt! Anders als im Leben!

Dennoch begreifen wir es nicht…

Im Leben gibt es auch Reue, aber immer auch die Möglichkeit zur Umkehr, zum Handeln, um seinen Frieden zu finden, auch wenn es unmöglich geworden ist, in Zweisamkeit zu leben oder in einer irgendwie gearteten Beziehung, sei es nun aus Liebe oder Freundschaft.

Trennungen sind immer schwer, doch ein ehrlicher Abschied, ein Wort des Mitleids oder einfach herzlich die Wahrheit auszusprechen, lassen den Stein zu kleineren Steinen zerbrechen, da man es allein nicht schafft, und diese Steine zerbröckeln zu Kieseln und werden einmal zu Staub oder bleiben zur Erinnerung bewahrt oder als Stein des Anstoßes, da man sich erinnern muß an das Geschehene, das eigene Verhalten und die eigene Schuld – als Zeichen des Lebens…

Als Mensch sollten wir uns selbst und anderen Menschen einen Abschied gewähren und in uns Mitleid erwecken, für jene die uns nahe stehen oder standen, wie auch für die, denen wir im Leben begegnen, denn am Anfang stand doch auch ein Wort des Grußes.

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