Von der Öffnung des verstockten Herzens
»Was erhofft Ihr Euch von Gott an Weihnachten?«
War eine der Fragen der Pastorin in ihrer Predigt des Christvesper-Gottesdienstes am gestrigen heiligen Abend. Und sie sprach weiter:
»Viel mehr noch, als ein Fest der Liebe, ist es ein Fest des geliebt Werdens!«
Nach diesem schweren, an die Grenzen des Daseins drängendes Jahr in jeglicher Hinsicht, flackerten viele Gedanken auf, doch einer, der mich schon den ganzen Tag beschäftigt hatte, blieb bestehen und formte sich dann in diese Worte.
Alles beginnt im Zwischenmenschlichen, wo sich Wunden angesammelt haben und nicht verheilen können, weil der Schmerz zu tief sitzt, man keine Antwort findet, die Angst vor erneuter Verletzung zu groß.
Das Herz verstockt sich, in Ablehnung, Bitterkeit, Kälte, Traurigkeit und Kummer. Die warme, mitfühlende, die Hand reichende Stimme, genährt von einem liebenden Herzen, beginnt zu verstummen. Und wird so zu einem der vielen Opfer der Schlachten in diesem Jahr, deren unglückliche Heimsuchungen, gleich einer brutalen Plage, über das Leben herfielen, seinen Tribut in Blut, Leid und Leben forderten. Dies ist eine der unzähligen, traurigen Konsequenzen dieses Jahres, das scheint gewiss!
Aber, in der Hoffnung auf ein besseres, glücklicheres Jahr, die ohne Zweifel besteht, wie kann man verstockten Herzens eine Weihnacht feiern oder den Jahreswechsel angehen?!
Oft denkt man, all den Ballast des Jahres in Menschen und Dingen im alten Jahr zu zurückzulassen, doch das Erkalten des Herzens in Kauf zu nehmen und damit eine Eigenart seiner Selbst über Bord zu werfen, scheint viel eher ein solcher Ballast zu sein.
Der Wind weht immer eisiger und stärker, die wogenden Wellen werden bedrohlicher und peitschender, der Ton auf rauer See, um des Überlebens Willen, harscher, brutaler und mitleidsloser.
Das darf jedoch nicht sein, dies käme einer Niederlage, einer Kapitulation gleich! Aufgerieben ist man zwar, verletzt und Kampfmüde sowieso, doch noch hat die Empfindung besiegt zu sein, nicht die Überhand gewonnen. Die Bereitschaft sich geschlagen zu geben, tritt nicht leichtfertig über die Lippen.
Und so hoffe ich auf die Öffnung des sich verstockenden Herzens, höre auf den Ruf im Innern und erhebe die Stimme wider des Windes Winterkälte.
Denn es ist das Fest der Liebe, des geliebt Werdens & Liebe Schenkens, die in kleinen Gesten beginnen kann, Gesten des Mitgefühls, der Großzügigkeit, des Teilens und der Nächstenliebe, nicht nur in der Ferne, sondern vor allem auch in unmittelbarer Nähe, im Familien-, Freundes- und Nachbarschaftskreis.
Das erhoffe ich mir und uns von dieser Weihnacht, in dessen Licht durch die Geburt des Heilands, ein Feuer entfacht wird:
Im Scheine des Feuers, in dem sich Dunkelheit und Licht begegnen. Und die Seele läutern, weil es das Schweigen bricht. Die Herzen öffnet, weil es geborgen macht, den Geiste befreit, weil es Gedanken entfacht – in stillen Schatten, im Scheine des Feuers, in der Nacht. – Aus dem Gleichnis “Im Schein des Feuers” von R. Rehahn
Und dies wünsche ich Ihnen & uns allen…
Ein frohes, besinnliches Weihnachtsfest, einen ruhigen und friedlichen Jahreswechsel, einen heilsamen Abschluss des alten, für ein neues, gutes und lichtvolles Jahr.
RR, 24.12. & 25.12.2016