Ein Schritt zu weit
[…] Als nach Augenblicken der Einsamkeit und in des Abgrunds Fall, die Gestade des Himmels sich öffneten und in einem ewigen Schwall ergossen, auf die Erde herab, in einer Flut von reinem Regen, aus dem Wesen des Geistes hinein, in des Menschen Trauerseele, bis hinfort gewaschen das Verlorene und Läuterung hat erfahren, jenes das verschüttet war… Und in Äonen verschmolz das Angesicht der Erde, mit dem was einstmals war, zu neuer Blüte in einen Pfad von Gott gegeben, in der Dämmerung des Morgens… (Aus „Vom Lauf des Wassers“ – Eine szenische Meditation)
Dritter Teil einer noch unvollendeten, unveröffentlichten Erzählung…
Obwohl selbst vollzogen, scheinbar frei gewählt, aus eigenen Stücken, bis auf die inneren Zwänge und Ängste, doch wohl ohne Zwang, trotz der augenblicklichen Notwendigkeit, temporären Linderung und sich der Konsequenzen vielleicht bewusst, kam er nicht umhin zu begreifen, dies war ein Schritt zu weit in die Abgeschiedenheit.
Der Zeitpunkt, da er die Verödung der Erde in ein Wüstenland, das Absterben der Pflanzen, bis hin zum endgültigen Verdorren, die Verstummung der langen angehaltenen, freundlichen Stimmen des Wohlwollens in eine Kaltfront des Schweigens, hätte vermieden werden können, schien jäh verstrichen, ja unwiederbringlich verloren…
Doch das Leben ging weiter, das musste es einfach, kein Grund aufzugeben oder zu resignieren, dachte er bei sich. Erneuerung, Umkehr und Wiederbelebung waren in jedem Augenblick möglich…
Sich selbst zu vergeben ist der Anfang, war er sich gewiss, und wohlwollende Stimmen der Freundschaft und des Lichts erreichten ihn auch weiterhin.
Und so empfand er zwar, dass in mancherlei Hinsicht er einen Schritt zu weit in die Einsamkeit gegangen, der Horizont vor ihm allerdings noch lange nicht vollends versperrt war.
Und das gab ihm Hoffnung, dies ließ ihn weiter vorangehen…
RR, irgendwann 2016, im Mai & Juni 2017…