Kritik im Namen der Nation
Als ich heute mit dem Zug nach Tokio, über Yokohama, fuhr, befand sich in einem Wagen eine Gruppe von Ausländern, Amerikanern, die einem schon auf den ersten Blick nicht recht geheuer und schon von Weitem sehr laut erschienen. Wieder mal typisch, dachte ich.
Ich hätte gerade aus in den Wagen laufen können, wählte jedoch den nächsten, da ich mir es nicht antun wollte, diesen Lärm ertragen zu müssen.
Dass dies die richtige Entscheidung war, begriff ich bald, denn es gab immer wieder lautstarkes Grölen, Rufe und Gespräche als ob man allein wäre.
Eine Japanerin verließ angstvoll dieses Abteil und ging ins Nächste. Die anderen ertrugen geduldig, aber sicher wiederwillig den Lärm.
Ich dachte schnell, dass ich etwas sagen müsse, schon um ein Zeichen zu setzen, wie dumm das Verhalten war.
Und als der Zug in Yokohama ankam, stellte ich die Gruppe zur Rede… Zwar wehte mir nur Gelächter, Ablehnung usw. entgegen, aber das schien es mir dennoch wert. Am Ende, etwas genervt und mit meinem Rat am Ende, rief ich beim Weggehen nur noch:
»Warum muss jeder mitbekommen, wo ihr herkommt, verdammte Amerikaner, überall nur unangenehm auffallend.«
Und dann dachte ich, dass ich diese nationalistische Keule lieber hätte nicht schwingen soll, aber in solchen Momenten, fällt man wohl zurück auf den kleinsten Nenner den man finden kann. Und das ist nun einmal meistens die Rasse, der Glaube oder die Nation, ein grundlegendes Anderssein.
Wenn eine kleine Sache wie diese, eine Lappalie sozusagen, eine solche Wirkung hat, scheint es verständlich, dass die Völker sich in den Schlachten der Existenz verlieren, Kriege gegeneinander führen, Hass, Misstrauen, Niedertracht, Gewalt und Missgunst das Dasein an den Abgrund führen.
Wenn in Konfliktreichen Situationen Nationalismus aufbrandet und selbst Pazifisten oder jene die es von sich glauben, dann am Ende doch zu den Waffen greifen.
Ich glaube, der Obrigkeit1 ist das bewusst, weshalb sie, wenn man nun an Verschwörungstheorien glaubt, Zwietracht im Volke sähen, durch die Medien, ein Auseinanderklaffen der Gesellschaft usw. in Kauf nehmend.
Denn in der Einigkeit des Volkes läge eine immense Gefahr für den Status Quo.
Gerade jüngste Diskussionen über die Schuld von Religionen an Kriegen, fällt exakt in diese Kategorie, aber dabei muss man sich einer Sache gewiss sein, glaube ich:
Weder Nation, Religion, Kultur, Philosophie, politische Gesinnung oder sonst irgendetwas, sind für die Konflikte in der Welt verantwortlich, sondern allein die Obrigkeit!
Diese nutzt diese Unterschiede um Zwietracht zu schüren und um ihrer eigenen Macht willen, die Völker gegeneinander aufzuhetzen, damit ihre Pläne aufgehen und sie die Schicksale der Welt lenken können.
Selbst wenn man alle Unterschiede in den Menschen ausmerzen könnte, so würden doch eben solche gefunden werden, um Kriege und Konflikte auszulösen, denn daran nähren sich die oberen Schichten an den Hebeln der Macht…
Kritik im Namen der Nation, ist also nur eine dieser Mittel, denen wir schnell verfallen. Beschränkt es sich auf eine Unstimmigkeit zwischen Fremden in einem Zug in Yokohama, mag es ohne Konsequenz vorüberziehen, dieses Mal, auf internationaler Ebene jedoch, entstehen aus solcher Zwietracht Kriege, wie sie alle Kontinente seit Anbeginn der Zeit heimgesucht haben.
Das Volk, wir als Menschen, müssen uns dies gewahr werden und aufhören, uns in die Konflikte der wirklich kleinen, aber mächtige Kaste, hineinziehen zu lassen!
Dies beginnt bei einem selbst und muss bis in alle Existenzen übergehen…
DkS, 15.09.2016, 04.03. & 26.06.2017
- Regierungen, Wirtschaft, Mächtige, eben all die Volkslenker… ↩︎