Theater der Dämmerung

Über

Eher den Weg und Geist des Schaffens beschreibend, als eine wirkliche Theatergruppe mit festem Ensemble zu sein, wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Aufführungen in Deutschland und Japan, an Theatern und in Kirchen, realisiert. Der Pfad eines geistigen, symbolischen und „feinen“ Theaters, ist der Weg des Künstlers R. Rehahn, der aus Wittenberg stammt, seit 10 Jahren in unterschiedlichen Bereichen des Theaters lernt und arbeitet, und seit über 8 Jahren in Tokio lebt, arbeitet und das Japanische Nô – Theater bei seinem japanischen Meistern studiert…

Aufführungen

Aufbruchsfragment zu „Vom Einbruch der Nacht bis hin zur Dämmerung des Morgens“

Gleichnis-Fragment in Gera / Deutschland, im Herbst 1999

„Vom Einbruch der Nacht bis hin zur Dämmerung des Morgens“

Gleichnis – Aufführungen in Gera / Deutschland, 2000 bis 2001

Gleichnisfragmente

Aufführung in Wittenberg / Deutschland, 2000

„Augenblicke in der Dämmerung (1. Teil: Fragmente)“

Gleichnis-AufführungenGera / Deutschland, 2001…

Pfade zwischen Dunkelheit & Licht

Gleichnis-Aufführung in Gera / Deutschland, im Herbst 2004…

Hinter dem Schleier

Gleichnis-Aufführung in Tokio / Japan, 2006…

Im Schein des Feuers

Gleichnis-Aufführung in Tokio / Japan, 2006…

Der Blüte Suche

Gleichnis-Aufführung in Tokio / Japan, 2006…

Awater

Performance of the Quiet Man & Song… Kollaboration in Tokio / Japan, Februar 2016…

Hamlet Meets Tango

Original Noh Dance Performance of the „Dumb Show“ in this Performance of Hamlet Kollaboration.April & August 2016, Tokio & Yokohama / Japan…

Herbstregen

Gleichnis-Aufführung nach der gleichnamigen Erzählung von Akutagawa Ryūnosuke in Tokio / Japan, geplant… Basierend auf der Adaption “Herbstregen” von R. Rehahn, erschienen im Spurenkreis Verlag…

Der Blüte Suche

Neuaufführung der Gleichnis-Fragmente… geplant, Tokio / Japan…


Fragen und Antworten

(zwischen einer Spielerin und dem Schöpfer)

Zurück im Jahre 2006 fanden in der Kreuzkirche zu Tokio, drei Aufführungen unter dem Titel „Aufbruch in der Dämmerung“ statt. Die erste davon war „Hinter dem Schleier“, die vom Initiator, Autor & Regisseur R. Rehahn, nach Vorbereitungen mit seiner Ehefrau und Assistentin Masami Rehahn allein vorgeführt wurde. Zu dieser Aufführung fanden sich die Spielerinnen der nächsten beiden im Publikum ein, dessen Betrachtung Sängerin Kristina Takashina, zu diesen Fragen bewegte, die neben der Hilfe für ihr Spiel und ihren Gesang, auch zu einer Art Erklärung der Spielform selbst heranwuchsen.

Hier nun also das Transkript dieses Gespräche:

Ich habe über die Art deiner heutigen Aufführung nachgedacht und mich gefragt, wie du über „Charakterisierung“ fühlst. Ich empfand, dass, obwohl du einer Art reduziertem Stil folgst und die Worte nicht so sehr „emotionalisiert“ hast – so wie ich es von meinen Brecht – Studien und deiner Beschreibung des „Nicht-Spielens“ erwartet habe – fühlte ich dennoch eine starke Charakter oder Persönlichkeit – Präsenz – du warst nicht einfach nur eine Puppe oder ein „Niemand“…

Die Charakterisierung ist hier andersherum… Von außen nach innen, eine etwas andere Art der Körper zu bewegen, die Art zu laufen oder die Arme zu halten, wie auch Unterschiede in der Stimme, minimal, aber existent… Ein Krieger bewegt sich stärker, eine Frau viel zarter, ein alter Mann oder eine alte Frau wollen sich normal bewegen, doch aufgrund ihrer physischen Schwäche, ist das nicht mehr möglich. Wir werden darüber sprechen, in welche Charaktergruppe Deine Rolle lehnt… Eigentlich aber, sind alle Charakterrollen, die ich genannt habe, Teil Deiner Figur.

Was fühlst Du?

Zur gleichen Zeit fühle ich eine enorme Fülle an Emotionen… Wenn der Körper so ruhig ist, muss das Innere quasi „im Feuer“ sein, um der Figur Charakter und Fülle zu geben. Da sind Freude, Schmerz, Wut, Angst und mehr – die ich in meine Stimme und meine Erscheinung zu bringen versuche.

Was ist Deine Absicht?

Die wichtigste Intention ist die Herzen des Publikums zu bewegen, um sie fühlen zu lassen… Diese Gefühle können etwas mit dem Stück zu tun haben oder auch nicht. Die Idee hinter allem ist, sie selbst fühlen und denken zu lassen, um ihnen Raum und Zeit zu geben, mit sich selbst zu sein, um etwas in den Worten und dem was sie sehen zu finden.

Es interessiert mich, inwiefern unsere Figuren in Verbindung stehen / unterschiedlich sind / miteinander interagieren / kontrastieren, falls sie das tun – wie kann ich mich mit den Worten identifizieren. Woher kommen sie? Von mir, aus dem Geist einer größeren Energie? Aus meiner Erfahrung oder als eine Nachricht von Anderswoher…

In Deiner Figur kommen die Worte aus einer höheren Macht, von Gott oder der Natur, Du bist ein höheres Wesen, eine Quelle schützend, die wie der Spiegel der Wahrheit oder des Wissens ist… Die Worte kommen durch Dich, aber sie sind auch ein Teil von Dir. Die Worte werden nicht emotionalisiert, sie stehen allein in der menschlichen Stimme, sie sind Emotion in sich selbst, Bilder von Empfindungen, Gedanken oder Worten, die beides kreieren.

Unsere Charaktere unterscheiden sich:

Ich bin ein Mensch, Du bist Gott gleich oder engelsgleich, aber immer noch menschlich. Ist das, weil Du so nahe zur Quelle lebst, eine Erscheinung höherer Kräfte? Ich denke ja und nein. Deine Stimme ist auch die Stimme der Natur, ein höheres Wesen, welches sich in einen Menschen gewandelt hat, wie eine Seele, die aufschreit… Zur gleichen Zeit sind wir wie die Stimmen der Natur…

Stelle Dir ein Feuer vor, dass sich in einem Wald ausbreitet…

Ich bin das Feuer (oder der Dämon, der aus mir kommt), Du bist die Barriere zwischen der sicheren Zerstörung der Wälder und dem Grün des Lebens.

Dann stelle Dir all das in einem Geist vor…

Eine spirituelle Wüste, die sich innerlich ausbreitet, kein Gedanke oder Herz, aber Du bist wie der erweckende Geist, eine Stimme, Erlösung und Wissen bringt, Liebe und Verständnis… Das Wasser des Lebens.

Ein wichtiger Teil Deiner Figur wird ein Ritual sein, einige Gesten, es ist wie Dein Zeichen… Unsere Figuren interagieren und interagieren nicht, was bedeutet, dass Du hier bist und wiederum nicht… Du könntest das Flüstern aus dem Wasser sein oder die innere Stimme des Feuerwächters. Wir berühren uns nicht oder begegnen uns in der Wirklichkeit, sondern an einem Ort wo Zeit und Raum nicht existieren.

Kannst Du mir eine Idee davon geben, wie Du all das erschaffst?

Meinst Du, wie ich kreiere oder komponiere? Wenn ja, dann ist hier die Antwort darauf…

Ein wichtiger Aspekt ist der Samen, ein Gedanke, eine Empfindung im Anfang… Dann lasse ich gewisse Schichten von mehr Gedanken und Empfindungen um diesen Kern herum entstehen, immer innerhalb eines Rahmens oder eine Form. Der formelle Aspekt ist sehr wichtig. Die Dramaturgie, die Entwicklung der Art eines Spiels unterscheidet sich nur wenig voneinander. Alles kommt zusammen: Ideen, Gedanken, andere Geschichten, aus vielen Kulturen… Ein wichtiger Tag, an dem Zeit und Raum sich in einem Augenblick zusammenfinden, die Begegnung eines Menschen und eines höheren Wesens… Die Spanne ist weit und offen.

Abschließend… Wie würdest Du „Trauerseele“ übersetzen? Ich verstehe die einzelnen Teile, jedoch nicht die wahre Bedeutung![1]

Das Wort existiert wahrscheinlich gar nicht… Ich habe im Wörterbuch nachgeschlagen. In der deutschen Sprache ist es möglich ein neues Wort aus zwei Substantiven zu schaffen. Wie so viele Worte, kreierte ich dieses Wort für einen bestimmten Zweck. Hier ist es das Bild eines Menschen mit der Seele der Trauer… Die Seele ist ein ewiges Wesen, weshalb das Bild von niemals endender Trauer vor einem erscheint. Es gibt wahrscheinlich viele Deutungen und Erklärungen. 


[1]         Die Sängerin der Rolle des Wächter der Quelle war damals die Schottin Kristina Takashina, die zwar Deutsch sprach und als Sängerin mehr als in der Lage war, die deutsche Sprache zu verstehen und in ihr zu singen, aber die Idee der zusammengesetzten Wortschöpfungen, die in der deutschen Sprache möglich sind, vollends zu verstehen.